Bewirtschaftete Wälder können Artenreichtum erhöhen

Ist die Waldbewirtschaftung naturnah, führen Pflegeeingriffe zu mehr Artenreichtum sowohl bei Flora als auch Fauna


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Gute Nachrichten aus den heimischen Wäldern: Immer mehr wissenschaftliche Studien beweisen, dass naturnah und nachhaltig bewirtschaftete Wälder eine reiche biologische Vielfalt schaffen. Dies liegt im Wesentlichen an den Pflegeeingriffen. Diese lassen Lücken im Kronendach entstehen – etwa mittels regelmäßiger Durchforstungen. So gelangt verstärkt Sonnenlicht, Voraussetzung für jeden photosynthetischen Vorgang auf dieser Erde, bis auf den Waldboden. Die dortige Bodenflora wird gefördert, in der die meisten Pflanzenarten des Waldes zu finden sind. Als Folge stellt sich auch eine höhere Vielfalt fast aller übrigen Organismen-Gruppen im Wirtschaftswald ein, wie der Pflanzenökologe Prof. em. Dr. Ernst-Detlef Schulze, bis 2009 Direktor des Max-Planck- Instituts für Biogeochemie in Jena und von 1997 bis 2004 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, nachweisen konnte.

Wirtschaftswälder sind eine tragende Säule der biologischen Vielfalt

„Forstwissenschaftler, Waldökologen wie auch Artenschützer bestätigen, dass naturnah und nachhaltig bewirtschaftete Wälder einen wesentlichen Beitrag zur biologischen Vielfalt in Deutschland, wie auch in Thüringen leisten“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Prof. Dr. Christian Ammer, Forstwissenschaftler der Universität Göttingen, untersuchte eine umfassende Zahl an Insektenfamilien, die im Wirtschaftswald häufiger vorkamen, als in Wäldern mit geschlossenem Kronendach. Martin Görner, Vorsitzender der renommierten Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen (AAT), fand von den 115 sogenannten „Urwaldreliktarten“, 38 Arten im Wirtschaftswald vorkommend, dagegen nur 17 Arten in unbewirtschaftetem Wald.


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Biologische Vielfalt muss global gedacht werden

Für Gebhardt steht als Schlussfolgerung fest, dass die biologische Vielfalt global gedacht und lokal umgesetzt werden muss. Dies bedeutet auch, über die vielfältigen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald nachzudenken. „Der Verbraucher will, neben der biologischen Vielfalt im Wald, auch im Baumarkt sein Holzbrett kaufen können, genauso wie der Handwerker seine Bau- und Werkstoffversorgung mit Holz sichergestellt sehen will“, so Gebhardt weiter. Es ist eine Tatsache, dass der Holzkonsum in Deutschland den Holzzuwachs übertrifft. Diese Tendenz wird sich im Zuge immer weiterer Klimaschutzmaßnahmen noch verschärfen. Denn der boomende Roh-, Bau- und Werkstoff Holz entlastet durch seine kohlenstoffspeichernde Wirkung die Atmosphäre. Dies noch umfassender, wenn mit Holz klimaschädliche Materialien wie Beton, Stahl, Aluminium, Glas und Kunststoff ersetzt werden. Hier kann Holz aus heimischen Wäldern, in der Region nachhaltig produziert, seine ökologischen Vorteile voll zur Geltung bringen. Holz aus nicht nachhaltigen Quellen ist keine akzeptable Alternative.

Text: Horst Sproßmann; Foto: ThringenForst