
Italien ist im Mittelalter und in der Renaissance das „musikalische Wunderland“ Europas, ein Land, in dem verschiedene (Musik-)Kulturen aufeinandertreffen, sich aneinander reiben und dabei etwas Neues und noch nie dagewesenes entstehen lassen. Da ist einerseits die machtvolle katholische Kirche mit ihrer wichtigen konservatorischen Funktion, die mit ihrer mündlichen und schriftlichen Überlieferung im besten Sinne bewahrend auf die Musik wirkte, aber zugleich auch viele Neuerungen zu unterbinden suchte, und daneben entsteht in den Bruderschaften der „Laudesi“ die erste religiöse „Volksmusik“ in Europa.
Die harmonische und mehrstimmige Instrumentalmusik entwickelt sich und wird aufgewertet, etwa mit den Experimenten der Ars Nova und der Ars Subtilior, und gleichzeitig breiten sich die mächtigen Einflüsse der arabischen Kultur vor allem mit ihren rhythmisch-perkussiven Elementen von Süditalien aus langsam Richtung Alpen aus.
Im 16. Jahrhundert begegnen sich die italienische und die spanische Musikkultur im Spanischen Vizekönigreich Neapel, jenem Schmelztiegel der Ethnien, der stets Schnittstelle zwischen maurischer und europäischer Kultur und Lebensart war.
Villanelle, Arie, Frottole, Tarantelle, Pizziche, Serenate – zeitlose Poesie von Meistern ihres Fachs wie Bartolomeo Tromboncino, Giovan Tomaso di Maio, Johannes Hieronymus Kapsberger, Barbara Strozzi, Giacomo Gorzanis, Sbruffapappa, Giovanni Domenico Da Nola und vielen anderen. Melodien von bezaubernden Einfachheit aus der Stadt am Vesuv, die einfach nicht mit den Regeln der damals üblichen Kunstmusik „kompatibel“ sein wollten, sie entstanden in den Gassen Neapels und eroberten später als „la Canzone Napolitana“ ganz Europa.
Von der hohen Kunst der Villanella bis zur heutigen Tradition Mittel- und Süditaliens: Geschichten und Lieder über tragische Figuren, die davon träumen, aus der Armut zu Reichtum zu kommen, von der Hässlichkeit zur Schönheit, von einem niedrigeren zu einem höheren sozialen Rang, von der Einsamkeit zur Liebe.
Ensemble Oni Wytars:
Gabriella Aiello – Gesang, Kastagnetten
Peter Rabanser – Gesang, Barockgitarre, Ceccola
Marco Ambrosini – Schlüsselfidel, Mandoline
Riccardo Delfino – Gesang, Harfe
Michael Posch – Blockflöten
Katharina Dustmann – Perkussion
Das Ensemble Oni Wytars wurde 1983 von Marco Ambrosini und Peter Rabanser gegründet, um neue Wege in der Interpretation Alter Musik zu suchen. Es ging den Musikern darum, eine Brücke zwischen Orient und Okzident zu bauen und eine Synthese der verschiedenen Elemente und Traditionen zu schaffen, die seit Jahrhunderten die Musikkultur in Ost und West beeinflussen und bereichern.
Die Musiker gastieren in verschiedenen Besetzungen in Europa, Nord- und Südamerika und im Fernen Osten
Text: Ev. Kirchgemeinde Ruhla