Rehwild verbeißt nicht nur Jungbäume, es verfegt sie auch. Waldbesitzer können Schutzmaßnahmen ergreifen, um eine Entmischung zu verhindern
Zwischen März und Mai wirft der Rehbock jedes Jahr sein Gehörn ab. Hierzu reibt und schlägt -Experten sprechen vom Verfegen- er sein Gehörn vorzugsweise an bis zu zwei Metern hohen Nadel- und Laubbäumen, wie sie in Kulturen zu finden sind. Diese werden dadurch geschädigt und können absterben. Bei der Vielzahl an klimawandelbedingten Schadflächen in Thüringens Wäldern werden Forstkulturen in den nächsten Jahren maßgeblich die Landschaft prägen. Gut für den Rehbock, schlecht für den Waldbesitzenden. Hat Letzterer gerade seine klimastabile Mischwaldkultur mühsam durch Trockenheit und Wildverbiss gebracht, wartet damit die nächste Gefahr. Doch es gibt Möglichkeiten, die Forstkulturen vor dem verfegenden Rehbock zu schützen.
Verfegen – eine weitere Gefahr für junge Bäume
„Anders als bei Kühen oder Schafen ist beim Rehbock das Gehörn nicht mit dem Schädelknochen verbunden, sondern gleichsam nur aufgesetzt. Vor dem Winter verliert er es, im Winter „schiebt“ es wieder, im Frühjahr ist es wie neu und in der Regel auch stärker ausgebildet“, erläutert Jörn Ripken, ThüringenForst-Vorstand. Für das Wachstum des Gehörns in wenigen Monaten und ausgerechnet zur nahrungsarmen Winterzeit sorgt der Bast, ein Nährgewebe, dass das Gehörn extrem schnell wachsen lässt. Ist das Gehörn nachgewachsen, entledigt sich der Bock des Bastes. Von der Natur geschickt eingerichtet ergibt sich ein Problem: Der Rehbock zerstört beim Fegen die Rinde und die darunterliegende Bastschicht des jungen Baumes. Die Bastschicht des Baumes ist aber gleichsam der „Computer“ des Baumes, der nach außen Zellen zu Rinde, nach innen Zellen zu Holzsubstanz werden lässt. Ist diese Bastschicht, womöglich rundum, zerstört, stirbt das Bäumchen ab. Da der Rehbock vorzugsweise harzreichere Bäume wie Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen bevorzugt, ergibt sich für den Waldbesitzern ein waldbauliches Problem, weil dadurch die gewünschte Baumartenvielfalt leidet.
Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen für den Waldumbau wichtig
Zum Schutz vor Fegeschäden sind zuvorderst angepasste Rehwildbestände wichtig. Sind keine überhöhten Rehwildbestände vorhanden, wird auch weniger verfegt. Sollte es den Jägerinnen und Jägern nicht gelingen, überhöhte Wilddichten zu senken, gibt es chemische und mechanische Schutzsysteme, die der Waldbesitzer einsetzen kann. Nach Test durch die Bayerische Waldbauernschule Kelheim sind etwa fettbasierte chemische Fegeschutzmittel bis zu drei Jahre Dank ranzigem Geruch wirksam. Unter den mechanischen Fegeschutzmitteln haben die bayerischen Kollegen Sprossenschützer aus Holz und Pfisterpfähle aus Holz und Draht empfohlen. „Auf die Verwendung von Fegeschutzmitteln aus Kunststoff sollte verzichtet werden, da diese nach dem Einsatz wieder eingesammelt und entsorgt werden müssen“, empfiehlt Ripken abschließend.
Text, Foto: ThüringenForst