„Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“ – die Eisheiligen nahen. Obwohl statistisch nicht eindeutig belegbar, sorgen die überlieferten Bauernregeln zu den Eisheiligen jedes Jahr für Gesprächsstoff. Nach dem Abschied der sommerlichen Temperaturen ist nun auch die Frostgefahr wieder gestiegen. Außerdem hat der Klimawandel einen verblüffenden Effekt.
Die sogenannten Eisheiligen – benannt nach den fünf Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia – beginnen in Norddeutschland bereits am kommenden Sonntag, dem 11. Mai, mit dem Gedenktag des Erzbischofs Mamertus. In Süddeutschland startet die Reihe traditionell einen Tag später am 12. Mai und endet mit der „Kalten Sophie“ am 15. Mai.
„Regeln wie ‚Pflanze nie vor der kalten Sophie’ sind allerdings nur bedingt in die heutige Zeit zu übertragen, da sie vor der gregorianischen Kalenderreform im 16. Jahrhundert aufgestellt wurden“, erklärt Niklas Weise, Meteorologe von WetterOnline. „Durch die Reform wurden damals zehn Tage gestrichen. Zählt man sie wieder dazu, würden die Eisheiligen also eigentlich erst Ende Mai stattfinden.“
Auch aus meteorologischer Sicht ist eine klare Tendenz zu späten Kälteeinbrüchen rund um die Eisheiligen nicht nachweisbar.
Der wahre Kern der alten Regel – Spätfröste im Mai bleiben möglich
„Die Regeln zu den Eisheiligen erinnern daran, dass im Mai jederzeit noch Bodenfrost auftreten kann – auch wenn dies keinem festen Muster folgt“, erklärt Niklas Weise. Tatsächlich zeigten Messwerte in den vergangenen Jahren, dass späte Kälteeinbrüche keineswegs ausgeschlossen sind: Rund um den 8. Mai 2021 sowie am 12. Mai 2020 wurden jeweils Spätfröste verzeichnet. Ein besonders markantes Beispiel stammt aus dem Jahr 1980, als in Seehausen (Sachsen-Anhalt) am 23. Mai ein Tiefstwert von minus 4 Grad gemessen wurde.
Wetterausblick: Ruhige Wetterlage mit Bodenfrostgefahr
Ein Hoch bei Großbritannien zeigt uns die „kalte Schulter“: Auf seiner Ostseite strömt in dieser Woche kühle Luft aus Nordeuropa zu uns. Besonders in klaren und windstillen Nächten sinkt die Temperatur bodennah auf den Gefrierpunkt und darunter. Vereinzelt kann es auch Luftfrost in 2 Metern Höhe geben. Ein markanter Kälteeinbruch wie in den vergangenen Jahren ist jedoch nicht in Sicht.
Tagsüber stellt sich ein Wechselspiel aus Sonne und Wolken ein, während Regen eher die Ausnahme bleibt. Besonders im Süden Deutschlands hält sich jedoch zunächst noch trübe und teils nasse Witterung. In der zweiten Wochenhälfte steigen die Temperaturen zwar leicht an – eine Rückkehr zu frühsommerlicher Wärme mit Sonne satt ist jedoch derzeit nicht absehbar.
Klimawandel sorgt für mehr Bodenfrost
Seit dem Jahr 2000 hat die Zahl der Tage mit Bodenfrost im Mai in Deutschland deutlich zugenommen. Waren es vor 25 Jahren im Landesschnitt noch rund 2 Tage, so sind es heute schon 3,8 Tage. Auch im April ist eine Zunahme zu beobachten. Grund dafür ist eine Häufung von Hochdruckwetterlagen im Frühling. Naturgemäß sind dann auch weniger Wolken am Himmel. Dies führt dazu, dass sich die Luft in den noch recht langen Frühlingsnächten deutlich abkühlen kann und Frost am Boden keine Seltenheit ist. Kurioserweise führt also der Klimawandel bei uns im Frühling zu einer Zunahme der Tage mit Bodenfrost.
Text: WetterOnline; Foto: Shutterstock