Historische Holzwasserleitungen in Neundorf in Neundorf

In Suhl Neundorf „An der Hasel“ wird auch in diesem Jahr weiter am Hochwasserschutz und dem grundhaften Ausbau der Straße gearbeitet. Während der notwendigen Tiefbauarbeiten wurden dabei historische Holzwasserleitungen entdeckt. Die ausführende Baufirma meldete den Fund sofort an die zuständige Sachbearbeiterin aus dem Eigenbetrieb Kommunale Dienstleistungen Suhl und die Stadtkonservatorin, Kyra Unverzagt. Durch die Untere Denkmalbehörde wurde anschließend das Thüringer Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege in Kenntnis gesetzt. Um größere Baumaßnahmen durch die archäologische Entdeckung nicht zu verzögern, wurde der Verlauf der historischen Wasserleitungen durch Vermesser der Stadt Suhl mittels GPS eingemessen sowie fotografisch dokumentiert. Darüber hinaus wird das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie das Holz beproben, um mithilfe einer dendrochronologischen Untersuchung das Fälljahr der Baumstämme und somit das Alter des gefundenen Rohrsystems bestimmen. Die Dendrochronologie ist ein Verfahren zur Altersbestimmung von Holz, bei dem die Jahrringe von Bäumen analysiert werden. Durch Klimaschwankungen ergeben sich ein individuelleres Wachstum der Jahrringe. Indem die Wachstumskurve der Holzprobe mit bestehenden charakteristischen Jahrringkurven verglichen wird, kann der Entstehungszeitraum der Funde sehr genau datiert werden kann.


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An drei geeigneten Stellen, an denen die gefundenen Holzwasserleitungen die Bauarbeiten nicht stören, können die ausgehölten Baumstämme in situ, d. h. in ihrer Fundlage vor Ort bleiben. Für den Erhalt der historischen Substanz solcher Bodendenkmäler ist der Verbleib in der Erde im Regelfall das Beste. Durch das Trocknen an der Luft kann sich das Holz verformen und die gefundenen Objekte somit zerstört werden, wodurch sie als Geschichtsdokument nicht mehr erfahrbar sind. Sechs der gefundenen Holzwasserleitungsteile mussten allerdings aufgrund der Bausituation geborgen werden. Die Stadt Suhl ist bemüht, die historischen Holzwasserleitungen konservieren zu lassen. Dies erfordert eine langwierige Nassholzkonservierung durch eine Restaurierungswerkstatt. Ziel der Stadt ist es, diese Funde dann auch an geeigneter Stelle der Öffentlichkeit zu präsentieren – denkbar wären etwa das Haus der Geschichte, das Waffenmuseum oder in der Nähe des Fundortes am Entlastungskanal für den Steinbach.

Auch wenn die Untersuchung gerade erst begonnen hat und zunächst nur zurückhaltende Aussagen zur Datierung getroffen werden können, „handelt es sich bei den gefundenen Holzwasserleitungen um beeindruckende archäologische Denkmale“, so die Stadtkonservatorin Kyra Unverzagt. Erste vorsichtige Einschätzungen aufgrund der Lage der Holzrohre im Erdboden deuten auf eine frühneuzeitliche Datierung, also eine Entstehung im 16./17. Jahrhundert hin. Allerdings wurden in Suhl auch im 19. Jahrhundert großflächig Holzwasserleitungen verlegt, wodurch eine Datierung um 1850 ebenso möglich ist.


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Der Fund erinnert daran, dass auch an anderer Stelle in Suhl bereits Holzwasserleitungen gefunden wurden. So wurden bei Bauarbeiten am Topfmarkt eine Holzwasserleitung von 1536 gefunden, die bis 1900 die Brunnen der Stadt mit Wasser versorgte sowie eine Holzabwasserleitung von 1634, die Abwässer bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in die Stadtteiche leitete. Der Initiative des Bauherren ist es zu verdanken, dass zwei Teilstücke beider Röhren bis heute am Topfmarkt ausgestellt sind. Klaus Ritzmann, auf dessen Grundstück die Rohrleitungen gefunden wurden, kümmerte sich Anfang diesen Jahres auch darum, die Holzröhren nochmals zu reparieren und mit einem neuen Schutzanstrich zu versehen und so zu konservieren.

Text, Fotos: Stadtverwaltung Suhl