Was bisher jede Stadt für sich organisiert hat, wird nun gemeinsam umgesetzt: Erstmals bietet die Volkshochschule Suhl in Kooperation mit dem Congress Centrum Suhl (CCS) und der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) für ein Oberzentrum Südthüringen eine gemeinsame 4-Städte-Gästeführer-Ausbildung an. Die Vision: Gästeführer, die ihre eigene Stadt im Detail kennen, aber auch in der Lage sind, qualifiziert Gästeführungen in den drei Partnerstädten zu übernehmen.
Das Congress Centrum Suhl (CCS) und die Volkshochschule Suhl Karl Mundt zeichnen für die Organisation verantwortlich. Die Ausbildung umfasst rund 120 Stunden und schließt mit einer anerkannten Prüfung nach den Standards des Bundesverbands der Gästeführer Deutschlands ab. Neben fundierten Inhalten zur Geschichte, Kultur und Infrastruktur der vier Städte vermittelt die Schulung auch rechtliche und organisatorische Grundlagen – etwa zu Versicherung, Steuern und Honorartätigkeit. Für die inhaltliche Ausgestaltung der stadtbezogenen Wissensmodule sind die jeweiligen Tourist-Informationen verantwortlich. Als lokale Schnittstellen bündeln sie das Know-how vor Ort und arbeiten eng mit Fachexperten zusammen, die in den Schulungen direkt ihr Wissen weitergeben.
Gästeführer als Türöffner in die vier Städte
So wird zum Beispiel der Museumsleiter der historischen Beschußanstalt Zella-Mehlis über die Industriegeschichte und die Erfinderpersönlichkeiten der Stadt berichten, während der Leiter des Museums Schloss Bertholdsburg in Schleusingen Einblicke in die regionale- und Naturgeschichte geben wird. „Es reicht nicht, gut erzählen zu können. Wer Besucher begeistern will, braucht auch solides Wissen“, so Adrienne Höfling von der VHS Suhl. Neben klassischen Seminaren stehen deshalb auch Einblicke mit erfahrenen Stadtführern und thematische Rundgänge mit dem Suhler Nachtwächter, der Rennsteig-Hexe und weiteren lokalen Figuren auf dem Programm.

Die Schulung ist bewusst breit angelegt – nicht als Ersatz für spezialisierte Wander- oder Themenführungen, sondern als Ergänzung. „Wer künftig etwa in Suhl als Gästeführer unterwegs ist, vermittelt z. B. einen ersten Überblick über die Waffentradition und macht neugierig auf mehr. Bei tiefergehendem Interesse wird gezielt an die Experten in den jeweiligen Einrichtungen verwiesen, wie z. B. die Kollegen aus dem Suhler Waffenmuseum. So wird Wissen sinnvoll vernetzt und der Gast bestmöglich unterhalten und informiert“, sagt Ulf Greiser von der Tourist-Information Suhl. „Unser Ziel ist es, unseren Gästen einen fundierten ersten Zugang zu unseren Städten zu ermöglichen – mit Herz, Verstand und Orientierung“, ergänzt Gabriele Schneider aus der Tourist-Info Zella-Mehlis. „Die neuen Gästeführer sollen Türöffner sein – für Geschichte, Geschichten und Begegnungen.“
Ausschreibung läuft – Bewerbungen bis 17. August möglich
Interessierte können sich noch bis zum 17. August bewerben. Der Kurs startet Ende September. Die Teilnahme kostet 650 Euro – eine Investition, die sich bei erfolgreicher Tätigkeit als Gästeführer schnell rechnet. Mindestens acht Teilnehmende sind notwendig, bei großer Nachfrage ist ein zusätzlicher Kurs möglich. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Interessierte sollten vor allem offen für neue Begegnungen sein, Freude am Erzählen mitbringen und sich zutrauen, vor Gruppen aufzutreten. Willkommen ist jeder, der neugierig auf regionale Geschichte(n) ist und Gäste dafür begeistern möchte. „Die Mischung aus Geschichte, Natur, Sehenswürdigkeiten und Persönlichem macht die Ausbildung besonders lebendig“, so Daniela Heßler, von der Tourist-Information Schleusingen. „Wer mitmacht, sieht die Region bald mit völlig neuen Augen“.
Interkommunale Zusammenarbeit mit Vorbildcharakter
Die KAG Oberzentrum Südthüringen setzt mit diesem Projekt erneut ein praktisches Beispiel für gelingende interkommunale Zusammenarbeit. Ziel ist es, die touristische Infrastruktur gemeinsam weiterzuentwickeln und gleichzeitig vorhandene Ressourcen effizient zu nutzen. „Uns verbindet nicht nur die räumliche Nähe, sondern auch das gemeinsame Verständnis, dass wir durch abgestimmtes Handeln bessere Ergebnisse erzielen. Mit der neuen Ausbildung reagieren wir konkret auf die Bedürfnisse vor Ort. Gleichzeitig schaffen wir eine Grundlage, um künftig flexibler auf Anfragen reagieren zu können – auch städteübergreifend“, so Alexander Brodführer, Bürgermeister der Stadt Schleusingen und seit dem 01. Juli 2025 der Vorsitzende der KAG.
Text: KAG Oberzentrum Südthüringen