Bauen mit Holz: Wenn die Stadt zum Klimawald wird

Während in Thüringens Wäldern neue Bäume in klimawandelangepassten Mischwäldern nachwachsen, wächst in Thüringens Städten die Zahl an Holzhäusern. Damit wird Klimaschutz mit Holz gleich mehrfach praktiziert


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Holz ist für sich kein klimafreundlicher Rohstoff. Im natürlichen Kreislauf des Irdischen nehmen Bäume beim Wachstum klimaschädliches CO2 auf und geben die gleiche Menge beim Absterben wieder an die Atmosphäre ab. Ein Nullsummenspiel. Erst die nachhaltige Waldbewirtschaftung inklusive einer umweltbewussten Holzverwendung sorgen für die Klimafreundlichkeit von Holz. Erst durch stete Waldpflege und die rechtzeitige Ernte der Bäume vor ihrem Zerfall werden diese zu langlebigen Holzprodukten verarbeitet und sichern den in ihnen gespeicherten klimaschädlichen Kohlenstoff. Oft über Jahrzehnte, nicht selten über Jahrhunderte. Etwa in Dachgebälken, in Möbeln, in Holzbrücken oder in Holzhäusern. Nachhaltige Forstwirtschaft sorgt nicht nur dafür, dass Wald zur Kohlenstoffsenke wird, sondern dass durch Holzbau eine zweite Kohlenstoffsenke entsteht. Städte werden so zum zweiten Wald.

Nachhaltige Forstwirtschaft vor der eigenen Haustür ist wichtig

„Zur Klimafreundlichkeit des Rohstoffs Holz gehört auch, dass die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Holzbe- und -verarbeitung regional und umweltfreundlich stattfinden müssen. Kurzum: Wer Holz als klimafreundlichen Roh-, Bau- und Werkstoff favorisiert, muss nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft fördern – und zwar vor der eigenen Haustür“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Dabei ist die Lebensdauer von Holz als Konstruktionselement im Bauwesen durchschnittlich höher als bei anderen Holzverwendungen. Der dort gespeicherte Kohlenstoff bleibt der Atmosphäre folglich besonders lange entzogen. Das hat die Politik überzeugt: Auch in Thüringen hat die zuständige Forst- und Infrastrukturministerin Susanne Karawanskij eine Holzbauoffensive angestoßen. Aber Holz kann noch einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Nämlich dann, wenn durch den Einsatz des Roh-, Bau- und Werkstoffs Holz andere energieintensive, fossile Baustoffe wie Beton, Stahl, Kunststoff oder Glas gerade im Bauwesen ersetzt werden können. Dieser zusätzliche Klimaschutzbeitrag von Holz ist durchaus bedeutend und erweitert bzw. verlängert die Kohlenstoffsenkenleistung. Thüringens Forstministerin Susanna Karawanskij betont den hohen Wert des nachwachsenden Rohstoffs Holz: „Thüringen ist Waldland. Neben dem ökologischen Wert unserer Wälder produzieren sie einen der klimafreundlichsten Baustoffe überhaupt. Als Bau- und Forstministerin sehe ich hier optimale Synergien, die es zu nutzen gilt. Gebäude verursachen derzeit etwa 30 Prozent aller klimaschädlichen CO2-Emissionen. Wir können Gebäude künftig jedoch in Kohlenstoffspeicher, also Klimaretter verwandeln, wenn wir unsere Städte zunehmend aus Holz statt aus Beton und Stahl bauen. Bautechnisch und rechtlich ist das bereits möglich. Zudem ist Holz ein gesunder und, wie ich finde, sehr ästhetischer Baustoff. Die nachhaltige Forstwirtschaft von ThüringenForst ist die Grundlage, unsere Wälder als Naturschatz zu bewahren und zugleich als Basis für eine zukunftsfähige, klimafreundliche Bioökonomie zu nutzen. Diesen Weg sollten wir weiter mutig voranschreiten“.


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In welchem Alter ist ein Wald der beste „Klimaschützer“?

Pro Hektar haben die Bäume im Alter von 40 bis 60 Jahren die höchste Produktivität in Bezug auf Holzwachstum und Biomassezunahme und somit auf die Aufnahme von klimaschädlichem Kohlendioxid. Jüngere Wälder müssen erst eine ausreichende Zahl an Blättern bzw. Nadeln entwickeln, um damit ausreichend Photosynthese betreiben zu können. In hohem Alter verlieren Bäume zusehends ihre „Klimaschutzproduktivität“ – letztlich zerfallen sie und setzen das Treibhausgas Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre frei. Durch die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und die umweltbewusste Verwendung von Holzprodukten wird hingegen dafür gesorgt, dass sich die Kohlenstoffsenke dauerhaft erhält und sogar erweitert: Im Wald und in der Stadt. In Thüringen wurde dies erkannt: Im Jahr 2022 sind im Wohnungsneubau rund 27 % aller Baugenehmigungen für Holzbauweisen erteilt worden – rund fünf Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt.

Text: Horst Sprossmann; Foto: Thomas Eicken